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Urlauber fahren weiterhin „auf Sicht“

STUDIEN TOURISMUS

Zum Buchungsstand per Ende August 2021 ist das kumuliert aufgelaufene Umsatzminus der diesjährigen Sommersaison im Vergleich zum Vor-Corona-Sommer 2019 weiter abgeschmolzen – zum Vormonat um drei Prozentpunkte auf ein Minus von jetzt 59 Prozent. Die Bundesbürger buchen ihre Urlaubsreisen unverändert zu einem außergewöhnlich hohen Anteil kurzfristig. Dass sie beim Verreisen „auf Sicht fahren“, geht zu Lasten der anstehenden Wintersaison 2021/22. Diese weist zum aktuellen Buchungsstand in Umsatz einen Rückstand von kumuliert 51 Prozent verglichen mit der weitgehend noch intakten Wintersaison 2019/20 auf.

Seit Mai 2020, als die Urlaubsbuchungen mit zunehmender Reisefreiheit wieder sichtlich anzogen, hat sich die Sommerbilanz von Monat zu Monat verbessert – von damals minus 75 Prozent auf aktuell minus 59 Prozent. Auch wenn der Rückstand zum Vorkrisenniveau in den verbleibenden zwei Buchungsmonaten der Saison voraussichtlich noch etwas weiter abschmelzen wird, muss der Reisevertrieb eine weitere Reisesaison mit hohen Ausfällen verkraften. Immerhin: Die besonders verlustreiche Sommersaison 2020 wird in diesem Jahr deutlich übertroffen. Ein Plus von aktuell 144 Prozent entspricht fast 2,8 Milliarden Euro mehr Umsatz mit pauschal oder in Bausteinen organsierten Veranstalterreisen in diesem Sommer.

Unverändert werden Reiseentscheidungen überwiegend kurzfristig getroffen: Ein Viertel des Buchungsumsatzes im August wurde in demselben Monat auch abgereist. Weitere 48 Prozent entfielen auf Urlaubsreisen im September und zu den Herbstferien im Oktober. Im Fokus standen dabei die Kanaren und Griechenland sowie die Türkei und die Balearen.

Die Vorausbuchungen für die anstehende Wintersaison2021/22 fallen mit einem Umsatzanteil von 17 Prozent immer noch unterdurchschnittlich aus. Urlaubswilligen fehlt eine Planungssicherheit und einige der gerade im Winterhalbjahr beliebten Fernreiseziele waren im August aufgrund bestehender Reiserestriktionen kaum buchbar. Damit weist die Wintersaison 2021/22 zum aktuellen Buchungsstand kumuliert 51 Prozent weniger Umsatz als die Wintersaison 2019/20 auf. Zum Vormonat sind die Verluste um zwei Prozentpunkte angewachsen. Allerdings ist absehbar, dass sich das Blatt bald ändern könnte: Die USA etwa werden pünktlich zur Wintersaison wieder ausländische Touristen ins Land lassen. Und insbesondere für Geimpfte lockern immer mehr Reiseziele ihre Beschränkungen.

Nach bisherigem Buchungsstand sind die Kanaren mit Abstand das meistgebuchte Winterreiseziel. Die Malediven (Rang 2) wie auch die Dominikanische Republik (Rang 4) haben fast schon Vor-Corona-Niveau erreicht.

Legende:

Im Chart werden die kumuliert bis Ende August 2021 generierten Reiseumsätze für die die Sommersaison 2021 und die kommende Wintersaison 2021/22 im Vergleich zum Vorjahr und zum Vorvorjahr aufgezeigt. (Für die Wintersaison ist ein Vorjahresvergleich ohne Aussagekraft, da letztlich nahezu alle Winterreisen zwischen November 2020 bis April 2021 abgesagt wurden.) Sowohl Urlaubsreisebuchungen in stationären Reisebüros als auch online auf den Reiseportalen der Veranstalter und Online Travel Agencies (OTAs) mit Schwerpunkt Pauschalreisen fließen ein. Links im Chart wird angezeigt, welcher Umsatzanteil in Prozent im Buchungsmonat August auf die einzelnen Reisemonate bzw. -saisons entfällt.
Anmerkung: Seit dem Buchungsmonat März 2021 zieht Travel Data + Analytics zusätzlich das Jahr 2019 als Vor-Corona-Vergleich heran, da ab Mitte Februar 2020 die Buchungen eingebrochen sind und während der Lockdowns kaum Reisen stattfanden.

Über TDA Travel Intelligence

Travel Data + Analytics (TDA) hat im Frühjahr 2019 das vom Nürnberger Marktforschungsunternehmen GfK seit 2004 geführte Reisevertriebspanel übernommen. Nach einer Überführung der GfK Daten in eine neue IT-Landschaft wurde Travel Intelligence als eigenständige Lösung mit selbstlernender Datenbank und zugehörigem Analyse-Tool aufgesetzt. Basis bleiben die Buchungsdaten von stationären Reisebüros und Onlineportalen, die Veranstalterprodukte vertreiben. Die Anforderungen von touristischen Unternehmen an ein modernes Steuerungsinstrument und sich weiterentwickelnde, vermehrt dynamische Fragestellungen können damit sicher und zeitnah abgebildet werden, ohne den Kern einer marktrepräsentativen, über den Zeitverlauf durchgängig vergleichbaren Methode aufzugeben.

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